Waffen aus dem 3D-Drucker – die Schattenseite des 3D-Drucks

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waffen aus dem 3d drucker

Die Früchte der wissenschaftlichen Forschung lassen sich in vielen Bereichen verwerten und unterstützen die Gesellschaft bei ihrem Streben nach Wachstum und Fortschritt. Nichtsdestotrotz können wissenschaftliche Entdeckungen auch ihre Schattenseite haben. So wurden schon in der Steinzeit aus Stein nicht nur Werkzeuge, sondern auch Waffen hergestellt und die Erforschung der Kernspaltung hat nicht nur die Wege zu einer alternativen Energiequelle geöffnet, sondern auch die Herstellung der Atombombe ermöglicht. Es verwundert also kaum, dass sich auch um den 3D-Druck eine kontroverse Debatte um die Notwendigkeit einer Regulierung der Technologie gesponnen hat. Ein wichtiger Streitpunkt ist die Gefährdung des Urheberrechts, ein anderer die Umweltfreundlichkeit der verwendeten Materialien, doch die mit Abstand am intensivsten geführte Diskussion hat sich um die Möglichkeit der Waffenherstellung mit dem 3D-Drucker entfacht.

Diese zu Beginn sehr theoretische Auseinandersetzung mit der Thematik hat jedoch sehr schnell sehr reale Züge bekommen, als der amerikanische Student Cody Wilson im Mai 2012 die erste funktionierende 3D-gedruckte Handfeuerwaffe “Liberator” vorstellte und wenige Zeit später frei zugänglich im Internet zum Download bereitstellte. Dieses Ereignis hat die Debatte um die Schattenseite des 3D-Druck in eine neue Dimension befördert. Seitdem beschäftigen sich vor allem die nationalen Sicherheitsbehörden mit den Risiken des 3D-Drucks, während dessen wissenschaftliche Erforschung weiterhin intensiv durch öffentliche Gelder subventioniert wird (siehe hierzu https://www.trinckle.com/blog/the-next-big-thing/).

Einem Bericht der Bundesregierung auf Anfrage der Partei DIE LINKE zufolge läge das größte Sicherheitsrisiko in der mangelnden Zugangsbeschränkung der im Internet verbreiteten Daten. Durch die weltweite Vernetzung und die Entwicklung solcher Dateien in Opensource-Kanälen sind der Verfügbarkeit der Modelle praktisch keine Grenzen gesetzt. So wurde die Liberator-Datei ein paar Tage nach ihrer Veröffentlichung schon über 100.000 Mal heruntergeladen. Doch die mangelnde Zugangsbeschränkung zu solche Dateien mündet in einer viel gravierenderen Problematik: dem Kontrollverlust über Produktion und Besitz von Waffen. Die Liberator-Datei wurde zwar von der offiziellen Homepage entfernt, lässt sich jedoch weiterhin in verschiedenen Torrents und bei einer Vielzahl von Sharedhostern finden. Es ist demnach praktisch unmöglich, den Download der Daten zu verhindern.

Bedarf es also ‚nur’ noch eines Computers und eines 1×1 Meter großen Kastens, um das eigene Waffenarsenal aufzubauen? Ganz so ist es natürlich nicht. Die herkömmlichen Homeprinter arbeiten noch nicht mit der für die Herstellung von Handfeuerwaffen nötigen Präzision. Auch der von Wilson verwendete Drucker war kein Homeprinter aus dem unteren Preissegment. Zudem kann mit solchen Druckern nur Kunststoff verarbeitet werden. Das mag für die Liberator, von der 15 von den 16 verbauten Einzelteilen aus ABS-Kunststoff bestehen, vielleicht reichen, doch Handfeuerwaffen aus diesem Material sind mindestens genauso gefährlich für den Schützen wie für sein Ziel. Ein Test der australischen Polizei hat gezeigt, dass die Liberator der freigesetzten Energie nur schwer standhalten kann und dazu neigt, beim Abfeuern zu zerbersten. Andererseits bieten Waffen aus Kunststoff den Vorteil, dass sie unbemerkt durch Sicherheitskontrollen mit Metalldetektoren geschleust werden können, was eine zusätzliche Bedrohung für Bereiche wie die Luftfahrt sein könnte. Zudem sind solche Waffen nicht registriert und können wenn nötig sehr einfach zerstört werden, was polizeiliche Ermittlungen erheblich erschweren würde.

Die Entwicklung solcher Waffen ist seitdem jedoch nicht stagniert. Ende 2013 hat das texanische Unternehmen Solid Concepts die erste 3D-gedruckte Handfeuerwaffe aus Metall vorgestellt und ist damit den nächsten logischen Schritt in Richtung kommerzieller Verbreitung solcher Waffen aus dem 3D-Drucker gegangen. Äußerlich unterscheiden sie sich kaum von den herkömmlich produzierten Waffen und auch in der Leistung werden sie ihnen immer ähnlicher. So hat die Pistole von Solid Concepts ohne weiteres 50 Schuss abgefeuert. Und auch andere Waffenproduzenten treiben diese Entwicklung weiter voran, beschränken sich längst nicht mehr auf die kleinen Kaliber und beginnen Sturmgewehre zu drucken. Um die mechanischen Einzelteile aus Metall zu drucken, bedarf es jedoch der Laser-Sintern-Methode, bei der Metallpulver anhand eines Lasers verschmolzen wird. Drucker mit solcher einer Leistungsfähigkeit haben jedoch ihren Preis. Mit ein wenig Humor schreibt die Pressesprecherin von Solid Concepts, dass die Kosten der von ihnen verwendeten Drucker sogar die Summe überschritten, die sie als Gebühren für ihr eigenes Collegestudiums bezahlt hätte. In der Tat liegt der Preis eines SLS-Druckers im sechsstelligen Bereich, was eine Massenverbreitung, wie sie Wilson mit seiner Kunststoff-Liberator angestrebt hat, in naher Zukunft sehr unwahrscheinlich macht. Zudem wird der Druck solcher Waffen momentan nur von lizensierten Herstellern wie Solid Concepts betrieben.

Nichtsdestotrotz wird die Bedrohung durch die 3D-gedruckten Waffen vor allem in den Medien als akut dargestellt. So hatte zum Beispiel das Magazin Wired Cody Wilson als die vierzehnt-gefährlichste Person auf der Welt aufgelistet. Oftmals sind diese Aussagen aber sehr übertrieben. Immerhin zeigt das Thema, welche Möglichkeiten (im Guten sowie Negativen) der 3D-Druck mittlerweile bietet.

Übrigens wurde ganz aktuell in Japan eine Person wegen illegalen Waffenbesitzes festgenommen, weil sie eine 3D-gedruckte Waffe bei sich trug. Bei diesem Thema ist also auch mit den Behörden nicht zu spaßen.

Wired zeigt hier auch nochmal die Entwicklung von 3D-gedruckten Waffen. Ein interessanter Überblick zum Weiterlesen: